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Ludwig Uhland
Die drei Lieder
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In der hohen Hall saß König Sifrid: |
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»Ihr Hafner! wer weiß mir das schönste Lied?« |
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Und ein Jüngling trat aus der Schar behende, |
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Die Harf in der Hand, das Schwert an der Lende. |
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5 |
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»Drei Lieder weiß ich; den ersten Sang, |
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Den hast du ja wohl vergessen schon lang: |
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Meinen Bruder hast du meuchlings erstochen! |
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Und aber: hast ihn meuchlings erstochen! |
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Das andre Lied, das hab ich erdacht |
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In einer finstern, stürmischen Nacht: |
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Mußt mit mir fechten auf Leben und Sterben! |
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Und aber: mußt fechten auf Leben und Sterben!« |
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Da lehnt' er die Harfe wohl an den Tisch, |
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Und sie zogen beide die Schwerter frisch, |
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Und fochten lange mit wildem Schalle, |
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Bis der König sank in der hohen Halle. |
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»Nun sing ich das dritte, das schönste Lied, |
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Das werd ich nimmer zu singen müd: |
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König Sifrid liegt in seim roten Blute! |
20 |
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Und aber: liegt in seim roten Blute!« |